VOM WEISSEN SAFT ZUM SCHWARZEN GUMMI
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KAUTSCHUK HÄLT DIE WELT IN BEWEGUNG
70 % der weltweiten Kautschukproduktion wird in der Reifen - und Autoindustrie verwendet.
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40.000 PRODUKTE
30 % der weltweiten Kautschukproduktion dient der Herstellung von über 40.000
Produkten des industriellen persönlichen Bedarfs.
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BEEINDRUCKENDE HOLZNUTZUNG
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Während ihrer Umtriebszeit absorbieren Kautschukplantagen CO2 und wirken so dem Klima-
wandel entgegen. Nach der Fällung wird ihr wertvolles und vielseitig verwendbares Holz der
Holzindustrie zugeführt und zu zahlreichen Bau- und Holzprodukten verarbeitet.

KAUTSCHUKINDUSTRIE - Hat der synthetische Kautschuk ausgedient?

Wer in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen rund um die Reifenindustrie verfolgte, konnte sich diesem Eindruck nicht ganz verwehren. Einerseits berichtete Bridgestone, der weltweit größte Reifenhersteller, dass bis spätestens 2050 alle Bridgestone Reifen aus nachhaltigem Rohstoff produziert werden. Andererseits bekräftigte Continental, die Nummer vier unter den Reifenherstellern, ihr Ziel, die Continental Reifen schon ab 2020 umweltfreundlich zu produzieren.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz vertragen sich in der Tat nur bedingt mit der Produktion von synthetischem Kautschuk, der größtenteils aus petrochemischen Rohstoffen hergestellt wird. Allerdings ist es derzeit noch völlig undenkbar, dass die spezifischen Anforderungen an Kautschukprodukte ohne das Beimischen von synthetischem Kautschuk erfüllt werden können. Immerhin gibt es zwischenzeitlich gegen 50’000 Produkte, welche zu einem wesentlichen Teil aus Kautschukmischungen hergestellt werden. Der Löwenanteil dieser Kautschukmischungen, rund 70 %, wird von der Reifenindustrie verarbeitet.

Naturkautschuk ist in Bezug auf die beiden entscheidenden Kautschukkriterien Festigkeit und Elastizität ein nahezu perfekter Rohstoff, egal ob der Kautschuk von Kautschukbäumen, Dandelion (Löwenzahn) oder Guayule (Steppenstrauch) gewonnen wird. Und zweifelsfrei ist die Produktion von Naturkautschuk - egal aus welcher Quelle - durch und durch nachhaltig.

Tatsache ist aber gleichzeitig, dass die Eigenschaften von Naturkautschuk kaum verändert werden können. Der Naturkautschuk ist, was er ist und das ist je nach Anwendung nicht immer optimal. Ob beispielsweise auf ein Förderband - die aus Kautschuk gefertigt werden - in einer Kiesgrube Steine von 100 kg und mehr fallen oder ob Steine darauf fallen, die 1 kg und weniger wiegen, ist ein großer Unterschied. Würden Förderbänder nicht anforderungsspezifisch hergestellt werden können, würden die einen Steine liegen bleiben und die anderen wegspicken und herunterfallen. Und genau hier kommt der synthetische Kautschuk in das Spiel. Dieser kann als Zusatzkomponente haargenau so hergestellt werden, dass in der Mischung von Naturkautschuk und synthetischem Kautschuk, genau das herauskommt, was für eine spezifische Anforderung notwendig ist. So gibt es Förderbänder für schweres Gestein und andere für leichtes Gestein. Genau nach dem gleichen Prinzip werden unterschiedliche Kautschukmischungen für Fahrradreifen, Flugzeugreifen, Sommerreifen, Lastwagenreifen usw. benötigt. Tatsache ist, ohne Naturkautschuk geht gar nichts, aber gemischt mit synthetischem Kautschuk entsteht eine ungeheuer breite Palette von Werkstoffen für zahlreiche Industrien.

Da die synthetische Kautschukindustrie, wie vorstehend erwähnt, unter Druck steht, weil sie vorwiegend erdölbasiert produziert, bemüht sich diese Industrie schon seit langem auf andere Rohstoffe umzustellen. Beispielsweise auf biogene Brennstoffe, welche aus Pflanzen hergestellt werden. Die diesbezüglichen Fortschritte sind vielversprechend, insbesondere weil heutzutage biogene Brennstoffe sogar aus Pflanzenabfallprodukten hergestellt werden können.

Nichtsdestotrotz, der Trend und der Druck zu einer totalen und umfassenden Nachhaltigkeit in der gesamten Produktions- und Wertschöpfungskette wird weiter zunehmen. Naturkautschuk ist im Gegensatz zu anderen Rohstoffen in einem solchen Umfeld ideal aufgestellt.

In diesem Zusammenhang sind denn zuerst einmal auch die Anstrengungen der Reifenindustrie zu sehen, aus alternativen Naturkautschukquellen, wie z.B. Löwenzahn oder Guayule, Kautschuk zu gewinnen. Darüber hinaus geht es der Reifenindustrie aber noch um einiges mehr.

Doch der Reihe nach. Löwenzahn, das kennen wir alle noch aus unseren Kindertagen, enthält Latex. Die Eigenschaften von Löwenzahn-Latex sind vergleichbar mit dem Latex von Kautschukbäumen und deshalb kann Löwenzahn-Latex auch industriell verarbeitet und verwendet werden. Die aktuell verwendbaren Löwenzahn Sorten liefern mit 500 bis 800 kg pro Hektar und Jahr rund einen Viertel des Ertrags, welcher Kautschukbäume pro Hektar und Jahr liefern. Die daraus abzuleitenden, deutlich größeren Landkapazitäten, die zur Verfügung stehen müssen, um die gleiche Menge Naturkautschuk wie aus Kautschukbäumen zu gewinnen, ist denn auch eine der größten Herausforderungen dieser Kautschukalternative. In einer Welt, in der der Boden für die wachsende Bevölkerung und deren Ernährung immer rarer (und teurer) wird, ist das ein veritables Problem, das auch nicht kleiner wird, weil Löwenzahn außerhalb der tropischen Zonen wächst - im Gegenteil.

Guayule, ein Strauch, der ebenfalls industriell verwertbares Latex enthält, ist insofern eine attraktivere Kautschukquelle, weil der Strauch auf trockenem Land wächst, auf dem bislang keine andere landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Auf einem Hektar liefern rund 30’000 Guayule Sträucher alle 2 bis 6 Jahre rund 1’000 kg Naturkautschuk. Nicht nur der landwirtschaftliche Aufwand - und damit auch die Kosten - für die Kautschukproduktion sind im Vergleich zur Kautschukproduktion aus Kautschukbäumen ungleich höher, auch der Extraktionsaufwand, der notwendig ist, um den Naturkautschuk aus dem Guayule Strauch zu extrahieren, ist enorm.

Die Frage, weshalb die Reifenindustrie dennoch in den Ausbau dieser Kautschukalternativen investiert, auch wenn die Produktion von Naturkautschuk aus diesen alternativen Quellen ohne Zweifel problematischer, aufwändiger und teurer ist, scheint legitim. Der Kautschukpreis kann es nicht sein, denn die Produktion von Naturkautschuk aus alternativen Quellen ist offensichtlich deutlich kostenintensiver.  

Es gibt vor allem zwei Gründe, welche die Reifenindustrie, aber auch andere Kautschuk verarbeitende Industrien bewegen. Zum einen ist es die Versorgungs- und Liefersicherheit, resp. die Abhängigkeit der Reifenindustrie von Millionen von Kleinbauern. Über 80 % der weltweiten Naturkautschukproduktion wird von Bauern betrieben, die zwischen ein und zwei Hektar Kautschukfläche bewirtschaften. Sie sind außer sich selber und ihren Familien niemandem verpflichtet und richten ihren bäuerlichen Betrieb je nach Wetter- oder Marktlage ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse aus. Eine direkte Kommunikation zwischen Verbraucher (z.B. Reifenindustrie) und Produzent (Bauer) ist kaum möglich und deshalb ist es beispielsweise sehr schwierig mittels Information und Schulung die Kautschukproduktion dieser Bauern zu verbessern oder gewünschte Standards durchzusetzen. Zum anderen ist es die Befürchtung, dass die fortschreitende weltweite Verknappung von land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Produktionsflächen, die kontinuierliche Bereitstellung dieses Grundstoffes gefährden könnte.  

Die Reifenindustrie versucht schon seit Jahrzehnten mit verschiedenen Maßnahmen diese unbefriedigende Situation zu verbessern, sieht sich aber einer schier unlösbaren Aufgabe gegenüber. An der schwierigen Zusammenarbeit zwischen der verarbeitenden Kautschukindustrie und den Millionen von Kleinbauern, welche den Naturkautschuk produzieren, wird sich kurz- und mittelfristig wenig ändern. Die verarbeitende Kautschukindustrie, allen voran die Reifenindustrie versucht aber, sich gegen diese Unwägbarkeiten abzusichern. Einerseits investiert sie schon sein Jahrzehnten in eigene Kautschukplantagen, daneben intensiviert und vertieft sie die Kooperation mit großen Kautschukproduzenten - wie z.B. TIMBERFARM - und andererseits entwickelt und testet sie Alternativen, um den eigenen steigenden Bedarf an Naturkautschuk befriedigen zu können.

© TIMBERFARM